Götter des Grauens by Tino Hemmann

Götter des Grauens by Tino Hemmann

Autor:Tino Hemmann [Emil Hruška]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Engelsdorfer
veröffentlicht: 2015-07-30T00:00:00+00:00


IN

Ich hatte einen Freund. Warum musste das Schicksal so hart zuschlagen, warum nur? Beantwortet mir diese Frage! Beantwortet sie mir! Ich ging vor die Hunde, ich hielt ihn nicht mehr aus, diesen Zustand, apathisch fast; ein Teil von mir starb. Doch warum?

Die Palmen rauschten weiter und die Wellen fanden unsere Insel immer und immer wieder. Ein trostloser Zustand. Warum fühlten die Tiere im Dschungel nicht meinen Schmerz? Warum nicht?

Die Vergangenheit tanzte im Geisterkleid wild um meinen ausgesaugten Körper. Warum hast du nicht mein Leben genommen? Zeit, warum hast du gerade ihn geholt?

Verdammt, es bleibt die Mission, bis in alle Ewigkeit. Wo fing die Ewigkeit an? Nach acht Jahren? Niemand würde um mich weinen, nicht einmal das Mädchen, nicht Resisto.

Ich hatte ihn nicht mehr, ihn, der mich so verdammt tief in den Abgrund gezogen hatte, mit dem ich alles meisterte, was zu meistern war. Er war von mir gegangen, durch eine Unvorsichtigkeit nur, deren Preis unendlich hoch war. Ich hasste so, dass ich nicht mehr wusste, wen ich hasste.

Hass! Hass! Hass!

* * *

Ich lief neben Winner, der gute Laune hatte, an jenem Tag, zu gute Laune. Wir gingen in den Nachmittag, liefen zum Strand und hatten die Arbeitsuniformen abgelegt, dass die Sonne unsere Körper bestrahlen und gesund machen konnte. Wir beobachteten die einsetzende Flut und schämten uns nicht vor dem Soldaten, der uns zweifellos verfolgte. Armer Soldat, brütete er doch in der Hitze des Tages, die Uniform fest verknöpft. Armer Soldat.

Am Wasser erfrischten wir uns, wälzten uns im Sand und wieder im seichten Wasser der Boybucht. Wir jagten uns, gleich kleinen Kindern, die das wunderbare Wetter nutzten, spielten miteinander, fröhlich und ausgelassen. Gern hätte ich den Soldaten eingeladen, doch ich wusste, er müsste nein sagen, er durfte nicht an unserem Treiben teilnehmen.

Erschöpft lagen wir im Sand, atmeten schwer und ließen uns von der Sonne trocknen.

Plötzlich war ein »Pst!« zu hören.

Ich öffnete meine Augen, sah für eine Sekunde den leuchtenden Sonnenball und drehte mich um. Der Soldat lag nun auch im Sand, auf dem Bauch, kam näher gekrochen.

»Was ist los?«, fragte Winner, der ihn ebenso erstaunt anblickte wie ich.

»Bleibt liegen, nehmt eure Uniform und gleitet bis zum Dschungel! Erhebt euch nicht, bis ihr in Deckung seid!«, raunte uns der Soldat zu, der nicht älter war als ich.

Nun war es uns doch etwas peinlich, wir ergriffen unsere Sachen, zogen sie im Liegen an, so gut es ging, und krochen los, wie wir es einst in unserer Ausbildung gelernt hatten. Am Dschungelrand entdeckte ich weitere Soldaten, die zu uns blickten und manche von ihnen auf das Meer. Ich warf nur einen flüchtigen Blick über das Meer, dann erkannte ich den Grund des plötzlichen Auftretens der Soldaten.

Sekunden darauf vernahm ich das erste Mal die taktvollen Rufe einer fremden Sprache. Schwarze, längliche Flecken näherten sich unserer Insel, verschwanden für Sekunden in den Wellen und tauchten wieder auf. Fremde Boote kamen auf die Insel.

Ein Kommandeur der Wachmannschaft kam in Deckung auf uns zu. »Kehren sie sofort in ihr Quartier zurück!«, befahl er uns mit fester Stimme.

Ich staunte. Denn auch er war ein Mulatte wie ich.



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